2009 / 03 - Hecken – mehr als nur Vogelschutz und –Nährgehölz: | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Unter Hecken im Landschaftsbereich versteht man flächige Feldgehölze und Gewässer begleitende Ufergehölze. Gegenüber einer frei wachsenden Hecke im Hausgartenbereich, können hier auf Grund der größeren Fläche auch wüchsigere Großsträucher und sogar Bäume Bestandteil der Hecke sein. Man kann die Hecken daher nach ihrer Wuchshöhe in Nieder-, Hoch- oder Baumhecke einteilen
Zu jeder Hecke gehört ein Krautsaum. Er bildet den Übergangsbereich zum angrenzenden Feld oder der intensiv bewirtschafteten Wiese. Dieser Krautsaum besteht aus einem schmalen Band von wenig schnittverträglichen Halbschattenpflanzen, das dann in eine lichthungrige, durch nährstoffarme Böden und seltene Mahd geförderte Wiesenflora übergeht. Teil einer solchen Hecke sind auch Stein- und Reisighaufen. Durch diesen Aufbau der Hecke vereinigt sie viele Strukturen von Wald, Waldrand und Flur auf kleinem Raum. Darin liegt ihre besondere Qualität, insbesondere wenn viele standortgerechte, heimische Strauch- und Baumarten gepflanzt wurden. Sie und der angrenzende Krautsaum bieten ein reiches Nahrungsangebot: Blüten für Insekten, Früchte für Vögel und Äsung für das Wild. Bedeutung der Hecke: Die dichte Strauchschicht, vorzugsweise mit Dornsträuchern, ist Neststandort, aber auch Unterschlupf und Lebensraum: Ansitz- und Singwarte für Vögel, z.B. den Neuntöter; Deckung für Haselmaus und Feldhase. In Steinhaufen siedeln sich Zauneidechsen, Blindschleichen, Ringelnattern, Erdkröten an, während Holz- und Asthaufen Unterschlupf für Igel und Erdkröte, sowie Brutplatz vieler Vögel und Lebensraum zahlreicher Insekten sind. Alte, höhlenreiche Bäume dienen als Brut- und Unterschlupf für Fledermäuse, Vögel, Siebenschläfer, Wespen u.a., in den Altgrasbeständen finden Nützlinge ideale Überwinterungsbedingungen. In einer solchen Hecke können ca. 900 Tierarten leben. Sie also auf ein reines Vogelschutz und –Nährgehölz zu reduzieren, würde ihrer Bedeutung nicht gerecht! Hecken sind vielmehr eine sehr komplexe Tier- und Pflanzengemeinschaft und bilden zudem „Brücken“ in der freien Landschaft, die Waldgebiete miteinander vernetzen. Trotzdem steht bei vielen Bürgern die Funktion des Vogelschutzes im Vordergrund, denn ein reges Vogelleben ist recht augenfällig. Auswahl: Grundsätzlich sollte man nur standortgerechte, heimische Gehölze pflanzen, da hiermit die größte Artenvielfalt zu erzielen ist, denn sie bilden die Grundlage eines vielfach verwobenen Nahrungsnetzes für die heimische Tierwelt. Im Hinblick auf die Vögel sind sie in Vogelnähr- und/oder -schutzgehölz einzuteilen: Vogelnährgehölze bieten durch ihre Früchte den Vögeln Nahrung. Da das Nahrungsangebot im Winter gering ist, sind Arten, die ihre Früchte lange tragen besonders wertvoll und sollten unbedingt mit eingeplant werden. Vogelschutzgehölze dagegen bieten durch ihren dichten Wuchs und zum Teil durch ihre Bedornung gute Nistmöglichkeiten. Oft werden auch beide Funktionen gleichzeitig erfüllt. Bei der Auswahl ist natürlich der Standort ausschlaggebend. Neben dem Boden ist dabei auch die Besonnung wichtig
* nicht in Obstbaugebieten (Feuerbrand)!
Anlage und Pflege: Bei der Anlage ist darauf zu achten, dass die Gehölze so gepflanzt werden, dass sich ein strukturierter Aufbau der Hecke mit unterschiedlichen Höhen ergibt. Auch eine entsprechend dichte Pflanzung ist notwendig, damit sich die Hecke schnell schließt. Um Ausfälle zu vermeiden, müssen die Gehölze, insbesondere die langsam wachsenden, regelmäßig freigeschnitten werden. Alternativ kann man im Handel erhältliche Mulchscheiben aus Kokosfaser, Pressspan, Holzfaser etc. eingesetzen. Auch wenn man bei den einleitenden Ausführungen auf den Gedanken kommen kann, dass eine solche Hecke reiner „Wildwuchs“ ist und man auf Pflege mit dem Hinweis „Naturschutz“ völlig verzichten kann, ist dem nicht so! Was ist zu tun? Alle Hecken sollen eine dichte Strauchschicht erhalten. Dazu müssen regelmäßig schnellwüchsige und häufige Arten auf den Stock gesetzt d.h. ca. 10 cm über dem Boden abgeschnitten, langsam wachsende Arten und vor allem Dornensträucher wie Weiß-, Schwarzdorn und Heckenrosen durch selteneren Schnitt gefördert werden. Ebenso sollte man dabei überwachsene Stein- und Asthaufen freilegen. Wie geht man vor? a) Bei großen Hecken abschnittsweises Vorgehen: Alle 5-10 Jahre die Hecke auf höchstens 1/3 der Gesamtlänge oder max. 20 m am Stück auf der gesamten Breite auf den Stock setzten (=10 cm über dem Boden abschneiden), dabei lässt man pro Pflegeabschnitt ein paar langsam wachsende Arten und Dornensträucher stehen. Es bleiben so für die Heckenbewohner genügend Ausweichmöglichkeiten. b) Bei kleineren Hecken selektives Arbeiten: Hierbei wird die Hecke laufend verjüngt und so können die verschiedenen Straucharten am besten gefördert werden. Dabei werden im Abstand von wenigen Jahren nur einzelne, ausgewählte, rasch wachsenden Arten oder Bäume auf den Stock, langsam wachsende Arten und Dornensträucher dagegen gezielt frei gesetzt.
|
|